Lateinischer Text: |
Deutsche Übersetzung: |
Liber primus |
Buch 1, Kapitel 68 |
Tum Laelius: ‚prorsus‘ inquit ‚expressa sunt a te quae dicta sunt ab illo.‘ |
Dann sagte Laelius: „Sie sind von dir völlig ausgedrückt worden, die von jenem gesagt worden sind.“ |
Scipio, „atque ut iam ad sermonis mei auctorem revertar – ex hac nimia licentia, quam illi solam libertatem putant, ait ille ut ex stirpe quadam existere et quasi nasci tyrannum. |
Scipio sagt, „Und damit ich wieder zum Urheber meiner Rede zurückkehre – aus dieser grenzenlosen Ungebundenheit, die jene allein für Freiheit halten, sagt jener, erstehe und wachse wie aus einem Stamm ein Tyrann. |
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Nam ut ex nimia potentia principum oritur interitus principum, sic hunc nimis liberum populum libertas ipsa servitute adficit. |
Denn wie aus der allzu großen Macht der Aristokraten der Untergang der Aristokraten entspringt, so stürzt die Freiheit selbst dieses allzu freie Volk in Knechtschaft. |
Sic omnia nimia, cum vel in tempestate vel in agris vel in corporibus laetiora fuerunt, in contraria fere convertuntur, maximeque id in rebus publicis evenit, nimiaque illa libertas et populis et privatis in nimiam servitutem cadit. |
So schlägt alles Übermaß, wenn es entweder in der Witterung oder in der Pflanzenwelt oder in den Körpern einen zu hohen Grad der Üppigkeit erreicht hat, ins Gegenteil um und hauptsächlich geschieht das in den Staatsformen und jene übertriebene Freiheit schlägt sowohl für Völker als auch für Privatleute in übertriebene Knechtschaft aus. |
Itaque ex hac maxima libertate tyrannus gignitur et illa iniustissima et durissima servitus. |
Und so entsteht aus dieser größten Freiheit ein Tyrann und jene ungerechteste und härteste Knechtschaft. |
Ex hoc enim populo indomito vel potius immani deligitur aliqui plerumque dux contra illos principes adflictos iam et depulsos loco, audax, inpurus, consectans proterve bene saepe de re publica meritos, populo gratificans et aliena et sua; |
Denn aus diesem zügellosen oder eher wildem Volk wird meistens irgendeiner zum Führer gegen jene schon geschwächten und aus ihrer Stellung gedrängten führenden Männer gewählt, ein verwegener, gemeiner (Mensch), der frech die Menschen, die sich oft um den Staat verdient gemacht haben, verfolgt, der dem Volk sowohl fremdes Eigentum als auch sein eigenes hingibt; |
Cui, quia privato sunt oppositi timores, dantur imperia, et ea continuantur, praesidiis etiam, ut Athenis Pisistratus, saepiuntur, postremo, a quibus producti sunt, existunt eorum ipsorum tyranni. |
Diesem werden, weil ihm als Privatmann Opposition droht, militärische Gewalt verliehen und diese wird verlängert, auch werden sie, wie in Athen Peisistratos, mit Leibwachen umgeben, schließlich erheben sie sich zu Tyrannen derer selbst, von denen sie emporgebracht worden sind. |
Quos si boni oppresserunt, ut saepe fit, recreatur civitas; sin audaces, fit illa factio, genus aliud tyrannorum, eademque oritur etiam ex illo saepe optimatium praeclaro statu, cum ipsos principes aliqua pravitas de via deflexit. |
Und wenn Patrioten diese gestürzt haben, wie es oft geschieht, erholt sich der Staat; wenn aber Verwegene (das gemacht haben), entsteht jene Parteienherrschaft, eine andere Art von Tyrannei und dieselbe (Parteienherrschaft) entsteht auch oft aus jener trefflichen Verfassung der Adelsherrschaft, wenn irgendeine Schlechtigkeit die Regenten selbst aus der Bahn geworfen hat. |
Sic tamquam pilam rapiunt inter se rei publicae statum tyranni ab regibus, ab iis autem principes aut populi, a quibus aut factiones aut tyranni, nec diutius unquam tenetur idem rei publicae modus.“ |
So rauben einander wie einen Spielball die Staatsverfassung die Tyrannen den Königen, diesen aber die Aristokraten oder Demokraten, denen entweder die Parteien oder die Tyrannen und niemals hält sich die selbe Staatsverfassung auf längere Zeit.“ |