Lateinischer Text: |
Deutsche Übersetzung: |
Liber primus |
Buch 1, Kapitel 22 |
Quid iuris consulti, quid pontifices, quid augures, quid philosophi senes? |
Was mit den Rechtsgelehrten, was mit den pontifices, was mit den Weissagern, was mit den alten Philosophen?
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Quam multa meminerunt! Manent ingenia senibus, modo permaneat studium et industria, neque ea solum in claris et honoratis viris, sed in vita etiam privata et quieta. |
An wieviel erinnern sie sich! Die intellektuellen Begabungen bleiben den Greisen, wofern nur das Interesse und der Fleiß verbleibt, und das nicht nur bei berühmten und ehrenhaften Männern, sondern auch im ruhigen Privatleben. |
Sophocles ad summam senectutem tragoedias fecit; quod propter studium cum rem neglegere familiarem videretur, a filiis in iudicium vocatus est, ut, quem ad modum nostro more male rem gerentibus patribus bonis interdici solet, sic illum quasi desipientem a re familiari removerent iudices. |
Sophocles machte bis ins höchste Alter Tragödien: als er wegen dieses Interesses das Vermögen zu vernachlässigen schien, wurde er von den Söhnen vor Gericht gerufen, damit jenen, als ob er unvernünftig sei, die Richter so vom Vermögen entfernten, wie nach unserem Brauch den Vätern, die das Vermögen schlecht verwalten, die Verwaltung des Vermögens untersagt zu werden pflegt.
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Tum senex dicitur eam fabulam, quam in manibus habebat et proxime scripserat, Oedipum Coloneum, recitasse iudicibus quaesisseque, num illud carmen desipientis videretur. |
Dann soll der Greis diese Tragödie, die er in Händen hatte und neulich geschrieben hatte, den Oedipum Coloneum, den Richtern vorgelesen haben und gefragt haben, ob jene Dichtung von einem Unvernünftigen zu sein scheine. |
Quo recitato sententiis iudicum est liberatus.
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Nachdem diese vorgelesen worden war, wurde er durch die Stimmabgaben der Richter freigesprochen. |
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