Lateinischer Text: | Deutsche Übersetzung: |
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Bellum Catilinae | Kapitel 31 – Catilina und Cicero im Senat |
Quibus rebus permota civitas atque inmutata urbis facies erat. | Durch diese Vorgänge war die Bevölkerung sehr beunruhigt und das äußere Bild der Stadt hatte sich verändert. |
Ex summa laetitia atque lascivia, quae diuturna quies pepererat, repente omnis tristitia invasit: Festinare, trepidare, neque loco neque homini cuiquam satis credere, neque bellum gerere neque pacem habere, suo quisque metu pericula metiri. | Aus höchster Freude und Ausgelassenheit, welche die andauernde Ruhe mit sich gebracht hatte, befiel plötzlich alle Traurigkeit: In fieberhafter Eile rannte man hin und her, man vertraute weder irgendeinem Platz oder Menschen ausreichend, man führte weder Krieg noch hatte Frieden, und jeder beurteilte die Gefahren nach seiner Angst. |
Ad hoc mulieres, quibus rei publicae magnitudine belli timor insolitus incesserat, adflictare sese, manus supplicis ad caelum tendere, miserari parvos liberos, rogitare omnia, omni rumore pavere, Dazu schlugen sich die Frauen, die durch die Größe des Staates eine ungewohnte Angst vor Krieg überkommen hatte, auf die Brust, streckten die Arme flehend zum Himmel, beklagten ihre kleinen Kinder, fragten nach allem, fürchteten sich vor jedem Aufstand, ließen Hochmut und Vergnügen außer Acht, und gaben sich und die Heimat verloren. |
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At Catilinae crudelis animus eadem illa movebat, tametsi praesidia parabantur et ipse lege Plautia interrogatus erat ab L. Paulo. | Doch Catilinas grausamer Sinn verfolgte dieselben Ziele weiter, obgleich Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden und er selbst von L. Paulo nach dem Plautischen Gesetz gerichtlich belangt worden war. |
Postremo, dissimulandi causa aut sui expurgandi, sicut iurgio lacessitus foret, in senatum venit. | Zuletzt kam er in den Senat, sich harmlos stellend oder sich reinwaschend, als ob er durch eine persönliche Kränkung gereizt worden wäre. |
Tum M. Tullius consul, sive praesentiam eius timens sive ira conmotus, orationem habuit luculentam atque utilem rei publicae, quam postea scriptam edidit. | Dann hielt der Konsul M. Tullius, entweder dessen Gegenwart fürchtend oder aus Zorn (heftig) bewegt, eine glänzende und für den Staat nützliche Rede, die später schriftlich herausgab. |
Sed ubi ille adsedit, Catilina, ut erat paratus ad dissimulanda omnia, demisso voltu, voce supplici postulare a patribus coepit ne quid de se temere crederent: Ea familia ortum, ita se ab adulescentia vitam instituisse ut omnia bona in spe haberet; | Aber als sich jener niedergesetzt hat, begann Catilina, bereit wie er war, alles abzustreiten, mit gesenkten Blick und demütiger Stimme von den Senatoren zu verlangen, man solle nichts unüberlegt über ihn glauben: Er stamme von einer solchen Familie und hätte von frühester Jugend an sein Leben eingerichtet, dass er auf alles Gute hoffen dürfe (alles Gute in Aussicht habe); |
Ne existumarent sibi, patricio homini, cuius ipsius atque maiorum pluruma beneficia in plebem Romanam essent, perdita re publica opus esse, cum eam servaret M. Tullius, inquilinus civis urbis Romae. | Sie sollten nicht glauben, dass er, ein adeliger Mann, von dem selbst und von dessen Ahnen es die meisten Wohltaten für das römische Volk gäbe, die Vernichtung des Staates nötig hätte, während M. Tullius, ein dahergelaufener Bürger der Stadt Rom, ihn retten wolle. |
Ad hoc maledicta alia cum adderet, obstrepere omnes, hostem atque parricidam vocare. | Als er noch andere Schmähungen anfügte, schrieen ihn alle nieder und nannten ihn Staatsfeind und Hochverräter. |
Tum ille furibundus: „Quoniam quidem circumventus“, inquit, „ab inimicis praeceps agor, incendium meum ruina restinguam.“ | Da rief er voller Wut: „Da ich nun, von meinen Feinden umringt, kopfüber ins Verderben getrieben werde, möchte ich den Brand, der mir droht (wörtl. mein Brand), unter Trümmern ersticken.“ |