Lateinischer Text: | Deutsche Übersetzung: |
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Bellum Catilinae | Kapitel 2 – Wert der geistigen Betätigung für den Menschen |
Igitur initio reges – nam in terris nomen imperi id primum fuit – divorsi pars ingenium, alii corpus exercebant: Etiam tum vita hominum sine cupiditate agitabatur; sua cuique satis placebant. | Daher haben die Könige zu Beginn (der Geschichte) – denn das war in den Ländern der erste Name einer Herrschaft – ganz verschieden, ein Teil den Geist, andere den Körper ausgebildet: Damals noch wurde das Leben der Menschen ohne Begierde/Habsucht (aus)geführt; ein jeder war mit dem Seinen hinreichend zufrieden. |
Postea vero quam in Asia Cyrus, in Graecia Lacedaemonii et Athenienses coepere urbis atque nationes subigere, lubidinem dominandi causam belli habere, maxumam gloriam in maxumo imperio putare, tum demum periculo atque negotiis compertum est in bello plurumum ingenium posse. | Nachdem aber in Asien Kyros, in Griechenland Lacedaemonier (Spartaner) und Athener begonnen hatten, Städte und Völker zu unterwerfen, das Machstreben einen Grund für einen Krieg zu halten, und den größten Ruhm in der größten Macht zu sehen, dann erfuhr man erst durch gefahrvolle Unternehmungen, dass im Krieg der Geist am meisten Einfluss hat. |
Quod si regum atque imperatorum animi virtus in pace ita ut in bello valeret, aequabilius atque constantius sese res humanae haberent neque aliud alio ferri neque mutari ac misceri omnia cerneres. | Wenn aber die geistige Tüchtigkeit von Königen und Machthabern im Frieden sowie im Krieg stark wäre, dann würden die Verhältnisse bei den Menschen gleichmäßiger und beständiger halten, und man würde nicht sehen (erkennen), dass alles sich verändert, noch, dass alles völlig durcheinandergerät. |
Nam imperium facile iis artibus retinetur, quibus initio partum est. | Denn die Macht wird leicht von den Mitteln aufrechterhalten, mit denen sie anfangs gewonnen wurde. |
Verum ubi pro labore desidia, pro continentia et aequitate lubido atque superbia invasere, fortuna simul cum moribus inmutatur. | Sobald aber anstelle von Arbeit die Untätigkeit, anstelle von Enthaltsamkeit und Gelassenheit Willkür und Hochmut eingedrungen sind, ändert sich zusammen das Schicksal und die Sitten. |
Ita imperium semper ad optumum quemque a minus bono transfertur. | So geht die Macht immer zum gerade Besten vom weniger Guten über. |
Quae homines arant, navigant, aedificant, virtuti omnia parent. | Was die Menschen im Ackerbau, in der Schiffahrt, in der Architektur leisten, sie sind von ihrer ganzen (geistigen) Tüchtigkeit abhängig. |
Sed multi mortales, dediti ventri atque somno, indocti incultique vitam sicuti peregrinantes transiere; quibus profecto contra naturam corpus voluptati, anima oneri fuit. | Aber viele Sterbliche, die sich nur dem Magen und dem Schlaf hingegeben, gehen (ungelehrt und ungepflegt) ohne Bildung an Geist und Seele wie Leute in der Fremde durch ihr Leben; ihnen war in der Tat wider die Natur der Körper eine Lust, die Seele/der Geist war eine Last. |
Eorum ego vitam mortemque iuxta aestumo, quoniam de utraque siletur. | Das Leben und den Tod derer schätze ich ebenso gering, da man über beide schweigt. |
Verum enim vero is demum mihi vivere atque frui anima videtur, qui aliquo negotio intentus praeclari facinoris aut artis bonae famam quaerit. | Nein, vielmehr scheint der mir tatsächlich erst zu leben und das Leben voll zu nützen, der in eine andere Aufgabe vertieft ist, und den Ruhm der guten Tat oder einer wertvollen Betätigung/Fähigkeit sucht. |