Tacitus: Annales – Buch 1,12 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Annales – Liber primus (1) Tiberius im Senat – Buch 1
Inter quae senatu ad infimas obtestationes procumbente, dixit forte Tiberius se ut non toti rei publicae parem, ita quaecumque pars sibi mandaretur eius tutelam suscepturum. Während sich der Senat dabei zu den demütigsten Bitten erniedrigte, sagte Tiberius beiläufig, er sei zwar nicht der gesamten Staatsführung gewachsen, werde aber jedes Teilgebiet, das ihm anvertraut werden, in seine Obhut übernehmen.
Tum Asinius Gallus‘ interrogo ‚ inquit, ‚Caesar, quam partem rei publicae mandari tibi velis.‘ Da sagte Asinius Gallus: „Ich frage, Caesar, welchen Teil der Staatsführung du dir übertragen wissen willst.“
Perculsus inprovisa interrogatione paulum reticuit: Dein collecto animo respondit nequaquam decorum pudori suo legere aliquid aut evitare ex eo cui in universum excusari mallet. Von dieser unerwarteten Frage betroffen, schwieg er eine Weile: Dann fasste er sich und antwortete, es stehe keineswegs seiner Bescheidenheit an, etwas von diesem auszuwählen oder auszuschlagen, von dem als Ganzem er lieber verschont bleiben wolle.
Rursum Gallus, etenim vultu offensionem coniectaverat, non idcirco interrogatum ait, ut divideret quae separari nequirent sed ut sua confessione argueretur unum esse rei publicae corpus atque unius animo regendum. Gallus erwiderte, denn er hatte aus der Miene des Tiberius geschlossen, dass er nicht Anstoß erregte hatte, er habe nicht in der Absicht gefragt, dass er teile, was nicht getrennt werden könne, sondern dass durch sein eigenes Eingeständnis erwiesen werde, dass der Staat eine Einheit sei und nach dem Willen eines (Mannes) gelenkt werden müsse.
Addidit laudem de Augusto Tiberiumque ipsum victoriarum suarum quaeque in toga per tot annos egregie fecisset admonuit. Er fügte einen Lobspruch auf Augustus hinzu und erinnerte Tiberius selbst an seine Siege und an seine hervorragenden langjährigen Leistungen im Frieden (wörtl. was er im Friedenskleid, das heißt im Frieden, so viele Jahre hindurch in so hervorragender Weise getan hätte).
Nec ideo iram eius lenivit, pridem invisus, tamquam ducta in matrimonium Vipsania M. Agrippae filia, quae quondam Tiberii uxor filerat, plus quam civilia agitaret Pollionisque Asinii patris foreciam retineret. Doch besänftigte er damit dessen Zorn nicht, (denn) er war (dem Tiberius) schon von früher verhasst, da er seit seiner Vermählung mit Vipsania, der Tochter des M. Agrippa, die einst die Gattin des Tiberius gewesen war, seiner Meinung nach höhere Ziele verfolge, als sie einem Bürger zukommen, und den gleichen Trotz wie sein Vater Pollio Asinius habe.
Eingereicht von Susanne P.

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