Cicero: In Catilinam – Buch 1, Kapitel 17 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Liber primus Buch 1, Kapitel 17
Servi me hercule mei si me isto pacto metuerent, ut te metuunt omnes cives tui, domum meam relinquendam putarem; tu tibi urbem non arbitraris? Bei Herkules, wenn meine Sklaven mich auf diese Weise so fürchten würden, wie alle Bürger dich fürchten, würde ich glauben, dass mein Haus ein zu verlassendes sein würde; Und da glaubst du, dass dir diese Stadt eine nicht zu verlassende ist?
Et, si me meis civibus iniuria suspectum tam graviter atque offensum viderem, carere me aspectu civium quam infestis omnium oculis conspici mallem; Und wenn ich sähe, dass ich bei meinen Mitbürgern zu Unrecht verdächtigt und schwer verhasst bin, würde ich mich des Anblicks der Bürger lieber entziehen, als von den feindseligen Blicken aller betrachtet zu werden;
Tu cum conscientia scelerum tuorum agnoscas odium omnium iustum et iam diu tibi debitum, dubitas, quorum mentes sensusque volneras, eorum aspectum praesentiamque vitare? Zögerst du, deren Nähe und Gegenwart aus dem Wege zu gehen, obwohl du im Bewusstsein deiner Verbrechen den gerechten und dir schon lange geschuldeten Hass aller, deren innerstes Empfinden du verletzt, erkennst?
Si te parentes timerent atque odissent tui neque eos ulla ratione placare posses, ut opinor, ab eorum oculis aliquo concederes. Wenn dich die Eltern fürchten und dich die Deinigen hassen würden und de diese nicht, auf keine Weise beruhigen könntest, wie ich vermute, würdest du dich von deren weg irgendwohin begeben.
Nunc te patria, quae communis est parens omnium nostrum, odit ac metuit et iam diu nihil te iudicat nisi de parricidio suo cogitare; Jetzt hasst und fürchtet dich das Vaterland, das der gemeinsame Schöpfer von uns allen ist, und weiß schon lange, dass du nichts denkst, als über seine Vernichtung;
Huius tu neque auctoritatem verebere nec iudicium sequere nec vim pertimesces? Wirst du weder dessen Würde fürchten, noch seinem Urteil folgen, noch dich vor seiner Macht sehr fürchten?

Cicero: In Catilinam – Buch 1, Kapitel 18 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Liber primus Buch 1, Kapitel 18
Quae tecum, Catilina, sic agit et quodam modo tacita loquitur: „Nullum iam aliquot annis facinus exstitit nisi per te, nullum flagitium sine te; So verfährt dieses mit dir, Catilina, und spricht gleichsam schweigend: „Schon seit einigen Jahren existiert keine Schandtat ohne deine Beteiligung, keine Verbrechen ohne dich;
Tibi uni multorum civium neces, tibi vexatio direptioque sociorum inpunita fuit ac libera; tu non solum ad neglegendas leges et quaestiones, verum etiam ad evertendas perfringendasque valuisti. Dir als einzigem waren die Mordanschläge vieler Bürger, dir war die Folter und Plünderung der Genossen unbestraft und frei belassen gewesen; Du allein warst nicht nur dazu im Stande, die Gesetze und Untersuchungen zu vernachlässigen, sondern vielmehr die zu untergraben und gänzlich außer Kraft zu setzen.
Superiora illa, quamquam ferenda non fuerunt, tamen, ut potui, tuli; nunc vero me totam esse in metu propter unum te, quicquid increpuerit, Catilinam timeri, nullum videri contra me consilium iniri posse, quod a tuo scelere abhorreat, non est ferendum. Dennoch habe ich jene vorangegangenen Verbrechen wie ich konnte ertragen, obwohl diese nicht zu erduldende waren; nun aber ist es nicht zu ertragen, dass ich wegen dir allein völlig in Furcht bin, dass bei jedem, auch dem kleinsten Geräusch, Catilina gefürchtet wird, dass offentsichtlich kein Plan gegen mich gefasst werden kann, der nicht mit deinem Verbrechen zusammenhängt.
Quam ob rem discede atque hunc mihi timorem eripe; si est verus, ne opprimar, sin falsus, ut tandem aliquando timere desinam.“ Zum Wohle dieser Sache, weiche zurück und nimm diese Furcht von mir; wenn sie begründet ist, damit ich nicht weiter bedrängt werde, wenn sie es nicht ist, damit ich endlich einmal aufhören kann, mich zu fürchten.“