Cicero: In Catilinam – Buch 1, Kapitel 19 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Liber primus Buch 1, Kapitel 19
Haec si tecum, ita ut dixi, patria loquatur, nonne impetrare debeat, etiamsi vim adhibere non possit? Wenn das Vaterland das mit dir besprechen sollte, wie ich gesagt habe, sollte es das doch erreichen, selbst wenn es keine Gewalt dazunehmen kann?
Quid, quod tu te ipse in custodiam dedisti, quod vitandae suspicionis causa ad M‘. Lepidum te habitare velle dixisti? Und daß du dich in freiwillige Haft begeben hast, da9 du gesagt hast, um Verdacht zu vermeiden, bei Markus Lepidus wohnen zu wollen?
A quo non receptus etiam ad me venire ausus es atque, ut domi meae te adservarem, rogasti. Von diesem nicht aufgenommen, hast du es auch gewagt zu mir zu kommen und gebeten, dass ich dich bei mir zu Hause beschützen solle.
Cum a me quoque id responsum tulisses, me nullo modo posse isdem parietibus tuto esse tecum, qui magno in periculo essem, quod isdem moenibus contineremur, ad Q. Metellum praetorem venisti. Du bist zum Prätor Q. Metellus gekommen, als du auch von mir diese Antwort erhalten hattest, daß ich auf keine Weise mit dir in denselben Wänden sicher sein könnte der ich in großer Gefahr wäre, weil wir in denselben Mauern zusammengehalten werden würden.
A quo repudiatus ad sodalem tuum, virum optumum, M. Metellum, demigrasti; quem tu videlicet et ad custodiendum diligentissimum et ad suspicandum sagacissimum et ad vindicandum fortissimum fore putasti. Von diesem zurückgewiesen, bist du zu deinem Genossen, einem sehr guten Mann, gewandert; Von dem hast du natürlich geglaubt, daß er beim Bewachen sehr sorgfältig und beim Verdächtigen sehr scharfsinnig und beim Fesseln sehr stark sein werde.
Sed quam longe videtur a carcere atque a vinculis abesse debere, qui se ipse iam dignum custodia iudicarit! Aber wie weit scheint er vom Kerker und von Fesseln weg sein zu müssen, der sich schon selbst der Bewachung für würdig gerichtet hat!

Cicero: In Catilinam – Buch 1, Kapitel 20 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Liber primus Buch 1, Kapitel 20
Quae cum ita sint, Catilina, dubitas, si emori aequo animo non potes, abire in aliquas terras et vitam istam multis suppliciis iustis debitisque ereptam fugae solitudinique mandare? Trotz dieser Umstände, Catilina, hast du noch Bedenken, wenn du schon nicht mit Gleichmut dahinsterben kannst, in irgendwelche Länder wegzugehen und dieses dein vielen gerechten und gebührenden Strafen entrissene Leben der Flucht und der Einsamkeit anzuvertrauen?
„Refer“ inquis „ad senatum“; id enim postulas et, si hic ordo sibi placere decreverit te ire in exilium, optemperaturum te esse dicis. „Stell vor dem Senat einen Antrag“, sagst du; dieses nämlich forderst du und du sagst, dass du gehorchen wirst, wenn dieses Gremium beschlossen haben wird, dass es ihm gefällt, dass du ins Exil gehst.
Non referam, id quod abhorret a meis moribus, et tamen faciam, ut intellegas, quid hi de te sentiant. Ich werde keinen Antrag stellen, was ja nicht zu meinen Sitten passt, weil dieses von meinen Sitten zurückschreckt, und dennoch werde ich es tun, damit du erkennst, was diese von dir denken.
Egredere ex urbe, Catilina, libera rem publicam metu, in exilium, si hanc vocem exspectas, proficiscere. Geh aus der Stadt, Catilina! Befreie den Staat von der Furcht, brich auf ins Exil, wenn du dieses Wort erwartest.
Quid est, Catilina? ecquid attendis, ecquid animadvertis horum silentium? Patiuntur, tacent. Was noch, Catilina? Was merkst du, was bemerkst du das Schweigen dieser? Sie erdulden es, indem sie schweigen.
Quid exspectas auctoritatem loquentium, quorum voluntatem tacitorum perspicis? Was erwartest du den Beschluss der Redenden, deren Willen du aus ihrem Schweigen durchschaust?