Plinius – Epistulae – Liber nonus – Epistula 5 – Übersetzung

C. PLINIUS TIRONI SUO S.
Egregie facis — inquiro enim — et persevera, quod iustitiam tuam provincialibus multa humanitate commendas; cuius praecipua pars est honestissimum quemque complecti, atque ita a minoribus amari, ut simul a principibus diligare. Plerique autem dum verentur, ne gratiae potentium nimium impertire videantur, sinisteritatis atque etiam malignitatis famam consequuntur. A quo vitio tu longe recessisti, scio, sed temperare mihi non possum quominus laudem similis monenti, quod eum modum tenes ut discrimina ordinum dignitatumque custodias; quae si confusa turbata permixta sunt, nihil est ipsa aequalitate inaequalius. Vale.


Deutsche Übersetzung: (Buch 9 , Brief 5)
C. Plinius grüßt seinen Tiro

Man hört nur Gutes von Dir – ich spüre Dir nämlich nach -; mach‘ weiter so und empfiehl den Provinzialen Deine Rechtspflege durch Leutseligkeit nach allen Seiten, deren vorzüglichste Aufgabe es ist, die Honoratioren an sich heranzuziehen und die Zuneigung der Geringeren zu gewinnen, ohne sich damit die Hochachtung der Großen zu verscherzen. Viele aber befürchten, damit den Anschein zu erwecken, als legten sie allzu großen Wert auf Beliebtheit bei den Einflußreichen, und geraten so in den Ruf der Ungeschicklichkeit oder gar Böswilligkeit. Von diesem Fehler hast Du Dich weit entfernt gehalten, ich weiß! Trotzdem kann ich es mir nicht versagen, meinem Lob den Ton der Warnung beizugeben. Du triffst das rechte Maß in der Beobachtung der Standes- und Rangunterschiede; sind sie einmal verwischt, getrübt, vermengt, dann ist nichts ungleichwertiger als diese Gleichwertigkeit.

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