C. PLINIUS TACITO SUO S.
Auguror nec me fallit augurium, historias tuas immortales futuras; quo magis illis — ingenue fatebor — inseri cupio. Nam si esse nobis curae solet ut facies nostra ab optimo quoque artifice exprimatur, nonne debemus optare, ut operibus nostris similis tui scriptor praedicatorque contingat? Demonstro ergo quamquam diligentiam tuam fugere non possit, cum sit in publicis actis, demonstro tamen quo magis credas, iucundum mihi futurum si factum meum, cuius gratia periculo crevit, tuo ingenio tuo testimonio ornaveris.
Dederat me senatus cum Herennio Senecione advocatum provinciae Baeticae contra Baebium Massam, damnatoque Massa censuerat, ut bona eius publice custodirentur. Senecio, cum explorasset consules postulationibus vacaturos, convenit me et ‚Qua concordia‘ inquit ‚iniunctam nobis accusationem exsecuti sumus, hac adeamus consules petamusque, ne bona dissipari sinant, quorum esse in custodia debent.‘ Respondi: ‚Cum simus advocati a senatu dati, dispice num peractas putes partes nostras senatus cognitione finita.‘ Et ille: ‚Tu quem voles tibi terminum statues, cui nulla cum provincia necessitudo nisi ex beneficio tuo et hoc recenti; ipse et natus ibi et quaestor in ea fui.‘ Tum ego: ‚Si fixum tibi istud ac deliberatum, sequar te ut, si qua ex hoc invidia, non tantum tua.‘ Venimus ad consules; dicit Senecio quae res ferebat, aliqua subiungo. Vixdum conticueramus, et Massa questus Senecionem non advocati fidem sed inimici amaritudinem implesse, impietatis reum postulat. Horror omnium; ego autem ‚Vereor‘ inquam, ‚clarissimi consules, ne mihi Massa silentio suo praevaricationem obiecerit, quod non et me reum postulavit.‘ Quae vox et statim excepta, et postea multo sermone celebrata est. Divus quidem Nerva — nam privatus quoque attendebat his quae recte in publico fierent — missis ad me gravissimis litteris non mihi solum, verum etiam saeculo est gratulatus, cui exemplum — sic enim scripsit — simile antiquis contigisset. Haec, utcumque se habent, notiora clariora maiora tu facies; quamquam non exigo ut excedas actae rei modum. Nam nec historia debet egredi veritatem, et honeste factis veritas sufficit. Vale.
Deutsche Übersetzung: (Buch 7, Brief 33)
Gaius Plinius grüßt seinen Tacitus
, durch Dein Talent, durch Deine Bezeugung verherrlichst.
Der Senat hatte mich mit Herennius Senecio zum Rechtsbeistand der Provinz Baetica gegen Baebius Massa bestellt und nach der Verurteilung des Massa den Beschluss gefasst, seine Besitzungen unter staatliche Aufsicht zu nehmen. Nachdem Senecio sich vergewissert hatte, dass die Konsuln für Gesuche zur Verfügung stehen würden, kam. er zu mir und sagte: „In derselben Eintracht [wörtl.: In welcher Eintracht…, in dieser…], in der wir die uns aufgetragene Anklage durch geführt haben, wollen wir jetzt zu den Konsuln gehen und sie bitten, es nicht zuzulassen, dass die Besitzungen von denjenigen, die sie beaufsichtigen sollen, verschleudert werden!“ Ich antwortete: „Da wir vom Senat bestellte Rechtsbeistände gewesen sind, erwäge, ob du nicht doch glaubst, dass unsere Aufgabe (jetzt) erledigt ist, nachdem die Untersuchung von seiten des Senats abgeschlossen ist.“ Und jener: „Du kannst [wörtl.: wirst] dir die Grenze setzen, die du willst, da du zu (dieser) Provinz keine Beziehung hast, außer dass du ihr einen Dienst erwiesen hast – und das (erst) vor kurzer Zeit. Ich aber bin dort [wörtl.: in ihr] geboren worden und dort Quästor gewesen.“ Darauf ich: „Wenn das dein fester, wohlüberlegter Entschluss ist, werde ich mit dir gehen, damit, wenn daraus Anfeindungen entstehen, sie nicht nur gegen dich gerichtet sind.“
Wir kamen zu den Konsuln; Senecio brachte vor, was die Sache erforderte, ich fügte einiges hinzu. Kaum hatten wir fertig gesprochen, da beschwerte sich Massa tatsächlich, dass Senecio nicht die Zuverlässigkeit eines Rechtsbeistands, sondern die Erbitterung eines persönlichen Feindes an den Tag gelegt habe – und klagte ihn wegen Majestätsbeleidigung an. Allgemeines Entsetzen; ich aber sagte: „Ich fürchte, hoch angesehene Konsuln, dass mir Massa durch sein Stillschweigen Pflichtverletzung vorgeworfen hat, da er nicht auch mich angeklagt hat.“ Dieser Ausspruch ist sofort aufgegriffen und in der Folge in vielen Unterhaltungen sehr gelobt worden.
Ja, der vergöttlichte Nerva (denn auch schon als Privatmann achtete er auf das, was in der Öffentlichkeit an anständigen Handlungen geschah) schickte mir einen inhaltsschweren Brief [wörtl.: (wünschte) mir in einem – Brief], in dem er nicht nur mich, sondern auch unsere Zeit beglückwünschte, dass ihr (so schrieb er nämlich wörtlich) eine beispielhafte Tat, würdig der alten Zeit [wörtl.: der Alten], zuteil geworden sei.
Wie auch immer [es sich verhält], das (alles), wirst Du bekannter, berühmter, größer machen; freilich fordere ich nicht, dass Du das Maß des tatsächlichen Geschehens überschreitest. Denn die Geschichtsschreibung darf nicht (die Grenzen) der Wahrheit überschreiten, und für ehrenhafte Taten genügt die Wahrheit. Lebe wohl!