Lateinischer Text: | Deutsche Übersetzung: |
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C. Plinius Avito suo S. – Liber secundus, Epistula 6 | C. Plinius grüßt seinen Avitus – Buch 2, Brief 6 |
Longum est altius repetere nec refert, quemadmodum acciderit, ut homo minime familiaris cenarem apud quendam, ut sibi videbatur, lautum et diligentem, ut mihi, sordidum simul et sumptuosum. | Es würde zu weit gehen, darauf einzugehen, und es ist auch egal, wie ich dazu gekommen bin, bei einem, den ich gar nicht weiter kenne und der sich für einen großzügigen und doch sparsamen Mann hält, den ich aber für einen geizigen und verschwenderischen halte, zum Nachtessen eingeladen war. |
Nam sibi et paucis opima quaedam, ceteris vilia et minuta ponebat. | Denn sich und einigen wenigen ließ er allerhand auserlesene Delikatessen vorsetzen, den übrigen schäbige und lächerlich kleine Portionen. |
Vinum etiam parvolis lagunculis in tria genera discripserat, non ut potestas eligendi, sed ne ius esset recusandi, aliud sibi et nobis, aliud minoribus amicis – nam gradatim amicos habet -, aliud suis nostrisque libertis. | Auch den Wein hatte er in winzigen Fläschchen in drei Sorten aufgeteilt, nicht, damit man auswählen konnte, sondern damit man nicht ablehnen konnte, eine für sich und uns, eine andere für die geringeren Freunde – er machte nämlich graduelle Abstufungen bei seinen Freunden -, eine dritte für seine und unsere Freigelassenen. |
Animadvertit qui mihi proximus recumbebat, et an probarem interrogavit. Negavi. | Mein Tischnachbar bemerkte das und fragte mich, ob ich das billigte. „Nein“ sagte ich. |
‚Tu ergo‘ inquit ‚quam consuetudinem sequeris?‘ ‚Eadem omnibus pono; ad cenam enim, non ad notam invito cunctisque rebus exaequo, quos mensa et toro aequavi.‘ | „Wie hältst Du es denn?“, sagte er, „Ich setze allen dasselbe vor; denn zum Essen lade ich ein, nicht zur Rangverkündung und behandle alle, die ich an einem Tisch platziere gleich. |
‚Etiamne libertos?‘ ‚Etiam; convictores enim tunc, non libertos puto.‘ | „Auch die Freigelassenen?“, „Gewiss, denn wenn sie an meinem Tisch sitzen sehe ich in ihnen Tischgenossen, nicht Freigelassene.“ |
Et ille: ‚Magno tibi constat.‘ ‚Minime.‘ ‚Qui fieri potest?‘ ‚Quia scilicet liberti mei non idem quod ego bibunt, sed idem ego quod liberti.‘ | Darauf jener: „Das kommt Dir aber teuer zu stehen!“, „Keineswegs:“, „Wie geht das?“, „Weil nicht meine Freigelassenen dasselbe trinken wie ich, sondern ich dasselbe wie sie.“ |
Et hercule si gulae temperes, non est onerosum quo utaris ipse communicare cum pluribus. | Und weiß Gott, zügelt man seine Fresslust, ist es keine große Sache, was man sich gönnt, auch mit mehreren zu teilen. |
Illa ergo reprimenda, illa quasi in ordinem redigenda est, si sumptibus parcas, quibus aliquanto rectius tua continentia quam aliena contumelia consulas. | Den Gaumen also muss man zähmen und ihn gleichsam zur Ordnung rufen, wenn man sparen will, und das erreicht man wesentlich einfacher durch eigenes Einschränken als durch die Kränkung anderer. |
Quorsus haec? ne tibi, optimae indolis iuveni, quorundam in mensa luxuria specie frugalitatis imponat. | Wozu überhaupt dies ganze Spektakel? Damit du, ein Mann mit den besten Anlagen, dir nicht von dem Tafelluxus in gewissen Häusern unter dem Mantel der Sparsamkeit imponieren lässt. |
Convenit autem amori in te meo, quotiens tale aliquid inciderit, sub exemplo praemonere, quid debeas fugere. | Und meine Liebe zu dir gibt mir das Recht, sooft sich etwas derartiges begibt, dich an Hand eines solchen Beispiels zu warnen, welchen gefahren du (tunlichst) aus dem Weg gehen solltest. |
Igitur memento nihil magis esse vitandum quam istam luxuriae et sordium novam societatem; quae cum sint turpissima discreta ac separata, turpius iunguntur. Vale. | Merke Dir also, daß man nichts mehr meiden muss als diese neumodische Verbindung von Luxus mit Geiz; denn jedes für sich ist schon widrig, zusammen ergeben sie aber Ekel. Lebe wohl. |
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