Licet vastum traieceris mare, licet, ut ait Vergilius noster, terraeque urbesque recedant, sequentur te quocumque perveneris vitia. |
Magst du auch das weite Meer überqueren, mögen auch, wie unser Vergil sagt, „Länder und Stätte zurückweichen“, deine Laster werden dir folgen, wohin auch immer du gelangst. |
Hoc idem querenti cuidam Socrates ait, ‚quid miraris nihil tibi peregrinationes prodesse, cum te circumferas? |
Dasselbe sagt Sokrates zu jemanden, der sich beklagte: „Was wunderst du dich, das Reisen dir nichts nützen, wo du doch dich herumträgst? |
Premit te eadem causa quae expulit‘. |
Dich bedrückt dieselbe Ursache, die dich hinausgetrieben hat.“ |
Quid terrarum iuvare novitas potest? |
Was kann dir die Neuheit der Länder helfen? |
Quid cognitio urbium aut locorum? |
Was das Kennenlernen von Städten und Plätzen? |
In irritum cedit ista iactatio. |
Dieses ständige Herumreisen ist vergeblich. |
Quaeris quare te fuga ista non adiuvet? Tecum fugis. |
Du fragst, warum diese Flucht dir nicht hilft? Du fliehst mit dir. |
Onus animi deponendum est: non ante tibi ullus placebit locus. |
Du musst die Last der Seele abgelegen, vorher wird dir kein Ort gefallen. |
Talem nunc esse habitum tuum cogita qualem Vergilius noster vatis inducit iam concitatae et instigatae multumque habentis se spiritus non sui: bacchatur vates, magnum si pectore possit excussisse deum. |
Bedenke, dass dein Seelenzustand nun ein solcher ist, wie unser Vergil ihn einführt, bei der Seherin die schon entflammt und besessen ist, und viel von einem Geist, der nicht der Ihre ist, in sich trägt: „Die Seherin rast, ob sie aus ihrer Brust den großen Gott vertreiben kann.“ |
Vadis huc illuc ut excutias insidens pondus quod ipsa iactatione incommodius fit, sicut in navi onera immota minus urgent, inaequaliter convoluta citius eam partem in quam incubuere demergunt. |
Du kommst hierhin und dorthin, um die Last, die du in dir trägst, abzulegen, die durch die Unruhe selbst noch unbequemer/schwerer wird, so wie auf einem Schiff die unbewegte Last weniger Probleme macht, die ungleichmäßig verteilte Last schneller diesen Teil versenkt, in dem sie sich aufhäuft. |
Quidquid facis, contra te facis et motu ipso noces tibi; aegrum enim concutis. |
Was auch immer du tust, du tust es gegen dich, durch diese Unruhe selbst schadest du dir; denn du läßt einen Kranken keine Ruhe. |
At cum istuc exemeris malum, omnis mutatio loci iucunda fiet; in ultimas expellaris terras licebit, in quolibet barbariae angulo colloceris, hospitalis tibi illa qualiscumque sedes erit. |
Aber wenn du dieses Übel entfernst, dann wird jeder Ortswechsel angenehm sein; Magst du auch in die äußersten Länder vertrieben werden, magst du dich auch in einem beliebigen Winkel eines wildfremden Landes niederlassen, jener Wohnsitz wird dir gastfreundlich sein, wie auch immer er beschaffen sein mag. |
Magis quis veneris quam quo interest, et ideo nulli loco addicere debemus animum. |
Es spielt mehr eine Rolle, als wer du kommst, als wohin du kommst, und daher dürfen wir keinem Ort unsere Seele zusprechen. |
Cum hac persuasione vivendum est: ’non sum uni angulo natus, patria mea totus hic mundus est‘. |
Mit folgender Überzeugung muss man leben: ich bin nicht nur für einen Winkel geboren, meine Heimat ist die ganze Welt! |
Quod si liqueret tibi, non admirareris nil adiuvari te regionum varietatibus in quas subinde priorum taedio migras; prima enim quaeque placuisset si omnem tuam crederes. |
Wenn dir das klar wäre, würdest du dich nicht wundern, dass es dir nicht geholfen durch die Veränderungen der Landschaft, in die du aus Überdruss an den früheren reist; Denn die Erstbeste hätte dir gefallen, wenn du sie ganz für die deine gehalten hättest. |
Nunc non peregrinaris sed erras et ageris ac locum ex loco mutas, cum illud quod quaeris, bene vivere, omni loco positum sit. |
Nun reist du nicht, sondern du irrst umher und du wirst getrieben und änderst einen Ort nach dem anderen, obwohl das, was du suchst, denn gut zu leben, an jedem Ort möglich ist. |
Num quid tam turbidum fieri potest quam forum? |
Kann es etwa irgendetwas so unruhiges geben wie das Forum? |
Ibi quoque licet quiete vivere, si necesse sit. |
Auch dort ist es möglich ruhig zu leben, falls es notwendig sein sollte. |
Sed si liceat disponere se, conspectum quoque et viciniam fori procul fugiam; nam ut loca gravia etiam firmissimam valetudinem temptant, ita bonae quoque menti necdum adhuc perfectae et convalescenti sunt aliqua parum salubria. |
Aber wenn es möglich sein sollte frei über sich zu verfügen, würde ich auch den Anblick und die Nachbarschaft des Forums weit fliehen; denn wie ungesunde Gegenden sogar eine sehr starke/kräftige Gesundheit angreifen, ebenso sind für einen auch guten Geist, der aber (bis zu diesem Zeitpunkt) noch nicht vollkommen ist und noch stark werden muss, einige Orte zu wenig gesund. |
Dissentio ab his qui in fluctus medios eunt et tumultuosam probantes vitam cotidie cum difficultatibus rerum magno animo colluctantur. |
Ich stimme mit denen nicht überein, die mitten in die Fluten hineingehen und ein aufregendes und stürmischen Leben schätzend, täglich mit den Schwierigkeiten des Lebens mit viel Mut kämpfen. |
Sapiens feret ista, non eliget, et malet in pace esse quam in pugna; non multum prodest vitia sua proiecisse, si cum alienis rixandum est. |
Der Weise wird diese Umstände ertragen, nicht auswählen, und er wird lieber in Frieden sein wollen als im Kampf; Es nützt nicht viel seine Laster abgelegt zu haben, wenn man mit denen der anderen kämpfen muss. |
‚Triginta‘ inquit ‚tyranni Socraten circumsteterunt nec potuerunt animum eius infringere.‘ |
„Die dreißig Tyrannen“, könnte jemand sagen, „standen um Sokrates herum und konnten doch nicht seinen Geist/Mut/Charakter brechen.“ |
Quid interest quot domini sint? |
Was für ein Unterschied ist es, wie viele Herrn es sind? |
Servitus una est; hanc qui contempsit in quanta libet turba dominantium liber est. |
Es gibt nur eine Knechtschaft; Wer diese verachtet, der ist frei in einer beliebig große Schar/Masse von Herrschern. |
Tempus est desinere, sed si prius portorium solvero. |
Es ist Zeit Schluss zu machen, aber erst wenn ich vorher den Zoll bezahlt habe. |
‚Initium est salutis notitia peccati.‘ |
„Das Bemerken einer Schuld ist der Anfang der Besserung.“ |
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