Lateinischer Text: | Deutsche Übersetzung: |
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Gedanken über Erziehung – Dialogus De Oratoribus, Kapitel 28 | |
Et Messalla: „Non reconditas, Materne, causas requiris, nec aut tibi ipsi aut huic Secundo vel huic Apro ignotas, etiam si mihi partis adsignatis proferendi in medium quae omnes sentimus. | Und Messala sagte: „Du fragst nicht nach verborgenen Gründen (Maternus) und auch nicht nach solchen, die dir selbst oder Secundus oder Aper unbekannt sind, auch wenn ihr mir die Rolle zugewiesen habt, vorzutragen, was wir alle meinen. |
Quis enim ignorat et eloquentiam et ceteras artis descivisse ab illa vetere gloria non inopia hominum, sed desidia iuventutis et neglegentia parentum et inscientia praecipientium et oblivione moris antiqui? | Denn wer weiß nicht, dass sowohl die Redekunst als auch die übrigen Künste von jenem alten Ruhm gewichen sind, nicht aufgrund der Unfähigkeit der Menschen, sondern wegen der Faulhaut der Jugend, der Nachlässigkeit der Eltern, der Unwissenheit der Lehrer und das Vergessen der alten Sitte? |
Quae mala primum in urbe nata, mox per Italiam fusa, iam in provincias manant. | Diese Übel sind zuerst in Rom entstanden, haben sich dann über Italien ausgebreitet, und greifen schon auf die Provinzen über. |
Quamquam vestra vobis notiora sunt: Ego de urbe et his propriis ac vernaculis vitiis loquar, quae natos statim excipiunt et per singulos aetatis gradus cumulantur, si prius de severitate ac disciplina maiorum circa educandos formandosque liberos pauca praedixero. | Allerdings sind die Zustände bei euch euch (besser) bekannt: Ich werde von Rom und diesen eigentümlichen und bodenständigen Lastern sprechen, die die Kinder (bald nach der Geburt) sofort befallen, und die sich durch die einzelnen Abschnitte des Lebens noch anhäufen, wenn ich zuerst von der Strenge und Disziplin der Vorfahren bei der Erziehung und Bildung der Kinder ein wenig gesagt habe. |
Nam pridem suus cuique filius, ex casta parente natus, non in cellula emptae nutricis, sed gremio ac sinu matris educabatur, cuius praecipua laus erat tueri domum et inservire liberis. | Denn vor langer Zeit wurde das Kind (der Sohn) eines jeden, nachdem es von einer tugendhaften Mutter geboren worden war, nicht in der Kammer einer bezahlten Amme, sondern im Schoß und der Brust der Mutter erzogen, dessen besonderes Lob es war, dass das Haus zu bewahren und für die Kinder da zu sein. |
Eligebatur autem maior aliqua natu propinqua, cuius probatis spectatisque moribus omnis eiusdem familiae suboles committeretur; Coram qua neque dicere fas erat quod turpe dictu, neque facere quod inhonestum factu videretur. | Es wurde aber irgendeine ältere Verwandte ausgewählt, deren erprobten und bewährteren Sitten/Charakter der gesamte Nachwuchs derselben Familie anvertraut wurde; In ihrer Gegenwart war es weder Recht zu sprechen, was schimpflich zu sagen ist, noch zu machen, was unehrenhaft zu tun schien. |
Ac non studia modo curasque, sed remissiones etiam lususque puerorum sanctitate quadam ac verecundia temperabat. | Und sie lenkte nicht nur die Studien und die Beschäftigungen sondern auch die Freizeit und die Spiele der Kinder (Buben) mit einer gewissen Sittenreinheit und Zurückhaltung. |
Sic Corneliam Gracchorum, sic Aureliam Caesaris, sic Atiam Augusti matrem praefuisse educationibus ac produxisse principes liberos accepimus. | Wir haben gehört, dass so die Cornelia, Mutter der Grachen, dass Aurelia, die Mutter Caesars, und dass so Atia, die Mutter Augustus, die Erziehung gelenkt haben und Kinder hervorgebracht haben, die führende Stellung einnehmen sollten. |
Quae disciplina ac severitas eo pertinebat, ut sincera et integra et nullis pravitatibus detorta unius cuiusque natura toto statim pectore arriperet artis honestas, et sive ad rem militarem sive ad iuris scientiam sive ad eloquentiae studium inclinasset, id solum ageret, id universum hauriret. | Diese Disziplin und diese Strenge zielten darauf hin, dass das reine und unverdorbene und durch keine Schändlichkeiten entstellte Wesen eines jeden sofort mit ganzem Herzen die edlen Fähigkeiten aufnimmt und sei es, dass es sich für Kriegsangelegenheiten, oder zur Rechtswissenschaft oder zum Studium der Rhetorik sich hingezogen fühlt, und nur das alleine tut und das gänzlich aufnimmt. |
Eingereicht von Oliver R. |